Kampf ums Land

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Brasilienausgabe der ILA vom Mai 2015

 

Am 26. Oktober 2014 wurde Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT im zweiten Wahlgang mit 51,64 Prozent der Stimmen als Präsidentin Brasiliens wiedergewählt. Die linken Organisationen und sozialen Bewegungen in ganz Lateinamerika waren wie wir erleichtert, dass der befürchtete Rechtsruck ausblieb und Brasilien weiterhin zu den Ländern mit einer am sozialen Ausgleich orientierten Regierung gehört. Doch die Bedingungen haben sich verschlechtert. In den Parlamentswahlen, die parallel zur ersten Runde der Präsidentschaftswahlen stattfanden, konnte die Rechte deutlich zulegen und ihre ohnehin starke Position im Kongress ausbauen. Sie hat in jüngster Zeit mehrere Gesetze durchgebracht, die die Rechte der ArbeiterInnen und der Indigenen einschränken. Gleichzeitig versucht sie, die Präsidentin durch Straßenproteste zu demontieren.

Angesichts solcher Personalien ist klar, dass in den inzwischen zwölf Jahren PT-geführter Regierungen Macht und Einfluss der Agrarlobby eher gewachsen sind. Der Großgrundbesitz wurde nicht angetastet und speziell die exportorientierte Agroindustrie erhält im großen Umfang staatliche Kredite zu äußerst günstigen Konditionen. Die sozialen Bewegungen haben nach dem ersten Wahlsieg der PT vergeblich auf eine tiefgreifende Agrarreform, also die Teilenteignung des Großgrundbesitzes, gehofft.
So bleibt der Kampf um Land in Brasilien auf der Tagesordnung. Die Landlosenbewegung MST feierte jüngst ihr 30-jähriges Bestehen. Durch kontinuierliche, gut geplante Landbesetzungen, den Aufbau von Kooperativen und eine kluge Bündnispolitik konnte sie über drei Jahrzehnte ihre Kampfkraft bewahren und ihre Basis ausbauen.

Doch ist der Kampf um eine andere Agrarpolitik noch zeitgemäß in einem Land, in dem 85 Prozent der Bevölkerung in den Städten lebt? Ja! Das spüren heute auch die Menschen in den brasilianischen Metropolen, wo infolge massiver Abholzungen und einer auf zunehmenden Wasserverbrauch orientierten industriellen Landwirtschaft das Wasser immer knapper wird.

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Schwerpunkt

 4    Wem gehört das Land?
Agroindustrielle versus kleinbäuerliche Landwirtschaft
von Constanze Lemmerich

6    Eukalyptusplantagen für die Holzkohleproduktion
Landgrabbing und die grüne Wüste in Minas Gerais
von Wiebke Thomas

8    Sammeln von Paranüssen verboten
Bergbau und neue Naturschutzgebiete machen den traditionellen Bevölkerungsgruppen
in Oriximiná das Leben schwer  / von Juliane Kampf

10    Der Griff nach dem Land in Mosambik
Interview mit Devlin Kuyek von der Agrar-NRO GRAIN über brasilianische und internationale
Unternehmen in Afrika

12    Spekulationsobjekt Land
Das Finanzkapital und die Bodenspekulation in Brasilien
von Fábio Teixeira Pitta und Maria Luisa Rocha Ferreira de Mendonça

14    Gibt es noch Hoffnung für die Agrarreform?
Interview mit Gerson Teixeira

17    500 Jahre Großgrundbesitz
Der Código Florestal und das Recht auf Land
von Fernanda Oliveira de Souza

19    Neue Wege auf dem Land
Interview mit dem MST-Strategen João Pedro Stedile
von Niklas Franzen

20    Zwischen Zufall, Erfahrung und historischer Situation
30 Jahre „Bewegung der Landlosen MST“
von Benjamin Bunk

23    Fünf Jahre Widerstand, Kultur und Solidarität
Organisation und Kämpfe der Landarbeiterinnen in Pará
von Maria Raimunda César de Souza, Maria Suely Ferreira Gomes und Mercedes Queiroz Zuliani

26    Eine Schule für die Agrarreform
Zehn Jahre Escola Nacional Florestan Fernandes
von Douglas Estevam da Silva

28    Der erzeugte Wassernotstand
Warum in den brasilianischen Zentren das Wasser knapp wird
von Oswaldo Samuel Costa Santos und Filipe Russo Maciel

30    Wirtschaftsträume gegen Lebensräume
Kampf um die Wasserkraftwerke am Tapajós
von Michaela Meurer und Williane Ketene Tavares Aguiar

32    Anerkennung auf eigene Faust
Um den Staudamm am Tapajós zu verhindern, stecken die Munduruku ihr Gebiet selbst ab
von Carla Philine Klatte

34   Umkämpfte Territorien
Auszug aus einer Rede während der Konferenz „II Simpósio Brasileiro Saúde e Ambiente“
in Belo Horizonte, Oktober 2014  / von Jean Pierre Leroy

36    Erfolge in Rechte verwandeln
Die Betroffenen von Staudammprojekten in Brasilien
von Leandro Gaspar Scalabrin

38    Angriff des Agrobusiness auf den Amazonas
Das Gesetz zur Biodiversität schwächt die Rechte indigener Gemeinschaften
und bäuerlicher Familien  / von Jörg Nowak

40    Ein Gesetz für Pharma-, Kosmetik- und Agroindustrie
Offener Brief indigener Organisationen

41    Jenseits des Mainstream
Filme zu Landkonflikten in Brasilien
von Pedro Guzmán de Queiroz

 


Artikelauswahl

Hier findet ihr bereits eine Auswahl der im Heft erschienen Artikel


500 Jahre Großgrundbesitz

Sojaplantage-MatoGrossoDer Código Florestal und das Recht auf Land
von Fernanda Oliveira de Souza

 

Eine Schule für die Agrarreform
Zehn Jahre Escola Nacional Florestan Fernandes
von Douglas Estevam da Silva

 

Die Gesamtausgabe könnt ihr auch HIER bestellen.

Vielen Dank an zahlreiche Autor*innen, Organisationen (Brasilien/Deutschland) und Übersetzer*innen für das Mitwirken in diesem länderübergreifenden Vorhaben und der Informationsstelle Lateinamerika für die gelungene Kooperation!

Bilder zur Übergabe der Zeitschrift in Brasilien findet ihr HIER